Was haben chronische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Migräne, Arm-, Schulter-, Bein-, Fuß – sowie Rückenschmerzen mit dem Kiefer zu tun?
Das Kausystem ist nicht nur zum Kauen, Schlucken, Sprechen und Atmen da, sondern auch zum Verarbeiten von Stress. Jeder Mensch knirscht und presst tagsüber und nachts mit den Zähnen, um seinen Stress abzureagieren. Das ist ganz normal und überhaupt nicht krankhaft. Jeder macht dies mehr oder weniger stark – je nachdem, wie „stressig“ sein Leben gerade ist. Das Knirschen und Pressen ist also eine normale Funktion des Kausystems. In unserer schnelllebigen Welt leiden allerdings immer mehr Menschen für einen längeren Zeitraum unter Stress, Leistungsdruck und Rastlosigkeit. Als Zeitphänomen hat sich daher die „Volkskrankheit CMD“ etabliert.
Bei der Cranio-Mandibulären Dysfunktion (CMD) leiden viele Menschen chronisch unter Beschwerden, wie Kiefer-, Nacken- oder Kopfschmerzen, Migräne, Arm-, Schulter-, Bein-, Fu -, sowie Rückenschmerzen. Probleme mit dem Hör- oder Gleichgewichtsorgan sind ebenfalls nicht selten. Aus der Praxis weiß man, dass auch Kinder sehr häufig betroffen sind. „Man muss sich Durchbeißen“– aus dieser banalen Floskel erklärt sich sowohl der Bruxismus (Knirschen) als auch das Zähne-Pressen. In der Regel werden primär diese Erkrankungen nicht sofort mit den Zähnen in Verbindung gebracht, aber ein falscher Biss (Störung der Okklusion) führt zur Fehlbelastung der umliegenden Strukturen und somit zu Verspannungen des gesamten Kopf-Hals-Bereiches.
Wie lässt sich der Zusammenhang von Knirschen und Pressen mit Kopfschmerzen, Migräne, Schulter- Nacken-Arm-Beschwerden, Halswirbelsyndrom, Rückenschmerzen, Schwindel und Ohrgeräusche erklären: Beim Knirschen und Pressen werden extrem hohe Kräfte frei. In der Spitze sind bis zu 200 kp gemessen worden. Das bedeutet, dass jede Nacht ungefähr alle eineinhalb Stunden für 15 Minuten die Kaumuskulatur Kräfte entfaltet, die in dieser Höhe im Leben sonst nicht vorkommen. Ähnliches passiert tagsüber bei Stress. Diese Kräfte müssen im Kausystem, im Nacken und weiter unten in der Wirbelsäule kompensiert werden. Die hohen Kräfte wirken besonders belastend, wenn der Biss nicht stimmt.
Das Kiefergelenk ist in seiner Struktur und Funktion einzigartig im Körper.
Diese Einmaligkeit besteht in einer enormen Beweglichkeit des Unterkiefers in verschiedene Richtungen. Das Kiefergelenk liegt kurz vor dem Ohr und verbindet Ober- und Unterkiefer miteinander.
Kiefergelenkserkrankungen sind immer mit einer Überbeanspruchung der Muskulatur im Kopf, Hals und Rücken vergesellschaftet und führen aus diesem Grund zu einer Körperfehlhaltung (Distorsion der Wirbelsäule).
Subjektiv kann die Störung lange Zeit symptomlos oder nur wenig schmerzhaft sein. In vielen Fällen kommt es jedoch nach Jahren, wenn die Toleranz des Kompensationsmechanismus überschritten ist, zu Muskelschmerzen im Kopfbereich, Spannungskopfschmerzen, aber auch Schmerzen und Verschleißerscheinungen an weit entfernten Stellen des menschlichen Körpers wie z. B. an der Wirbelsäule, am Becken oder am Knie. Auffallend ist, dass das verursachende nicht richtig funktionierende Kiefergelenk sich in vielen Fällen viel später oder gar nicht mit Schmerzen meldet, wohl aber die durch die Kiefergelenkerkrankung in Mitleidenschaft gezogenen peripheren Strukturen.
Symptome einer CMD
Schmerzen in Form von Kopfschmerzen, Migräne, im Wirbelsäulenbereich als chronischer Nacken-, Schulter- und/oder Rückenschmerz, im Knie oder am Fuß. Seltener direkt im Gebiet der Lokalisation der ursächlichen Störung wie z.B. an den Zähnen, im Gesicht oder im Ohrbereich, wo das Kiefergelenk sich befindet.
Funktionseinschränkung im Sinne von Mund-öffnungs- und Bewegungseinschränkungen im Wir-belsäulenbereich, Haltungs- und Bewegungsasym-metrien im Bereich des Kopfes sowie dem gesamten übrigen Bewegungsapparat.
Empfindungsstörungen wie Schwindel, Ohrgeräu-sche, Brennen im Mund, Taubheit der Zunge, Glo-busgefühl (Kloßgefühl) in der Speiseröhre, Engegefühl beim Atmen, Taubheitsgefühlen an den Extremitäten.
Geräusche in den Kiefergelenken bei Bewegung unterschiedlicher Art. Dabei ist das Problem nicht das im Durchschnitt schmerzfreie Knacken, sondern die sich in der Folge ergebende chronische Schädi-gung der Gelenkstrukturen und vor allem die peri-pheren Folgen an der Wirbelsäule, die zu dauer-haften Einbußen bei sehr langer Fehlfunktion führen können
Funktionstherapie
Eine Therapie korrigiert den fehlerhaften Biss je nach Diagnose mit unterschiedlichen therapeutischen Mitteln und ist bei jedem Patienten individuell zu planen.
- In der CMD-Therapie kommen unterschiedlichste spezielle Schienen zum Einsatz, um eine Relaxierung und Entkopplung der Okklusion zu erreichen.
- Ferner ist bei einigen Patienten eine Behandlung mit dem Bionator nach Prof. Balters indiziert. Der Bionator funktioniert anders als eine herkömmliche Zahnspange. Auf schonende Weise entspannt er das Ge-webe und die beteiligte Muskulatur und formt bei jedem Schlucken und Sprechen durch die dabei aufgewendete Kraft Kiefer und Zähne.
- Nicht selten kann eine regelrechte Verzahnung nur erreicht werden, indem zu einer kiefergelenksbezogenen Okklusionseinstellung eine Aligner-Therapie (Alphalign-Zahn-spange) herangezogen wird. Mit Hilfe der herausnehmbaren durchsichtigen Aligner können komplexere Aufgaben bei Patienten jeden Alters nahezu unsichtbar behandelt werden und eine bleibende Verbesserung der Ästhetik sowie vor allem der Funktion erzielt werden.
- Des Weiteren sind bei einigen Patienten not-wendige konventionelle oder prothetische Korrekturen, wie der Austausch von Zahnfüllungen, von Kronen oder Brücken indiziert oder eine Planung von hochwertigen Implantatarbeiten.
Co-Therapie
Die CMD (Cranio-Mandibuläre Dysfunktion) ist ein komplexere Krankheitsbild, welches in der Regel interdisziplinär behandelt werden muss. Um diese multikausale Thematik/Problematik zufriedenstellend behandeln zu können, bedarf es der Kombination unterschiedlicher medizinischer Disziplinen wie Chiropraktik, HNO, Osteopathie, Orthopädie, Physiotherapie, Homöopathie, Naturheilkunde, Psychosomatik, Regulationsmedizin, Stressmanagment etc.
Behandlungskosten
Große Teile der Diagnose- und Therapiekosten wer-den im Rahmen der jeweiligen Tarife der privaten Krankenkassen, Beihilfe und Zusatzversicherungen übernommen. Nach besten Wissen und Gewissen erfolgt die Behandlung für Sie und/oder Ihr Kind, wobei die Dauer und der Verlauf auch von der aktiven Mitarbeit des Patienten abhängig sind. Die Bemessung der Gebühren orientiert sich nach der GOZ/GOÄ vom 01.01.2012.
Die gesetzlichen Krankenkassen schließen derzeit noch die diagnostischen und therapeutischen Leistungen zur Behandlung der CMD aus ihrem Leistungskatalog aus. Nur entsprechend der völlig unzureichenden Leistungen der K-Positionen (Kieferbruch, „Kassenschiene“) können im besten Falle die CMD-Probleme verwaltet aber nicht geheilt werden.